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Humorvolle Suche nach dem höchsten Ton

Hermann Huber und Felix Reuter und die unterhaltsame Betrachtung der Ursprünge von Musical und Pop

Was darf man sich unter einer verflixten Alpensinfonie, zu der Ralf Halk, Vorsitzender des Kulturvereins Ainring, die zahlreichen Zuhörer im Haus der Kultur begrüßte, vorstellen? Sie hat etwas mit Bergen und Musik zu tun und auf jeden Fall mit mehr als einem Musiker. In diesem Fall waren es zwei, nämlich Hermann Huber – Koryphäe auf dem Gebiet der Ziach und der Klarinette – und Felix Reuter – begnadeter Pianist, Entertainer und Musikkomödiant aus Thüringen, der (fast) alles auswendig spielte und mit variationsreichen, klassisch oder jazzig-mitreißenden Partien begeisterte.

Seine Begleitung zu den bayerischen Polkas und Walzern, die Hermann Huber auf seiner steirischen Harmonika versiert zum Besten gab, schien er ad hoc zu improvisieren. Durch Herausarbeiten der jeweiligen Melodielinien – besonders des Basses in der linken Hand – konnte er wunderbar den Klang von Blasinstrumenten, wie etwa der Tuba, imitieren.
 Eine Zufallsbekanntschaft schlüpfte hier in eine Marktlücke und klettert gerade auf der Karriereleiter der Nachhaltigkeit steil nach oben. Vier gemeinsame Konzerte in den vergangenen vier Tagen, und weitere stehen bereits im Terminkalender. Die beiden ergänzen sich prächtig, wenn auch auf ungewöhnliche Weise. Und so wechselten sich im Programm bayerische Volksmusik, wie der „Ziaglgrabn Landler“ oder die „Besoffenen Polka“, klassische Klavierliteratur und Jazzig-Bluesiges miteinander ab.
 Das Rahmengeschehen ihres auf einer Wanderung kreierten Musikkabaretts war genau diese Wanderung auf einen Berg selbst. Alle Erlebnisse und Eindrücke an diesem Tag, ob erfunden oder real, wurden musikalisch umgesetzt. Nach dem „Gruß aus Oberbayern“ – „um dem Felix das Bayerische beizubringen“ – ging es mit „All the things you are“ jazzig weiter. Das hatten sie bei der Anfahrt im Radio gehört. Ab hier geriet die Suche nach dem höchsten Ton der Harmonie zum „running Gag“ nach jedem Stück. Fand der Pianist ihn? Reichte die Tastatur überhaupt noch aus?

Wie nach der Mäusejagd einer Katze erklang er dann – manchmal eben auch eine Oktave tiefer. Ätsch!

Abend bescherte viele Aha-Erlebnisse Aus dem Fortschritt der Rahmenhandlung und dem, was beim Wandern am Wegesrand alles auftauchte, ergaben sich die einzelnen Programmpunkte. So assoziierten sie „Ich frag die Blumen“ aus dem Film „La Strada“, aber auch „Mein kleiner, grüner Kaktus“ oder „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ oder wieder gemeinsam „Petite fleur“ – und alles wurde jeweils in einen lustigen Zusammenhang gestellt. Der imaginäre Bergsee, an dem sie vorbeikamen, inspirierte sie zu Franz Schuberts Melodie über die Forelle aus dem „Forellenquintett“. Das Wasser regte die Fantasie zu „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß an. Dabei spielte Reuter zuerst den Abschluss der Phrase, also das doppelte „Kuckucks-Intervall“, das „man auch hört, wenn es nicht gespielt wird“. Aber der Groschen bei den Zuhörern fiel erst, als Reuter die bekannte Melodie vor dieser Abwärts-Terz abbrach – denn diese Ohrwurm-Melodie ging im inneren Ohr automatisch weiter. Ach so!
 Nach Georg Friedrich Händels Wassermusik war die „Moldau“ von Friedrich Smetana an der Reihe. Welche Melodie wollte der Komponist wohl in dieses Werk einfließen lassen? Nach vielen Kinderliedern landete Reuter bei „Alle meine Entchen“, allerdings passend zur „Moll-dau“ in Moll. Nach der Schwanenseemelodie von Peter Iljitsch Tschaikowsky mit Klarinette und Klavier führte das Jahreszeitenthema zum Konzert „Winter“ von Antonio Vivaldi, das Reuter pianistisch lautmalerisch und stimmlich-nachdenklich mit Gedanken zum Schneeräumen präsentierte.

Auch der „Frühling“ fehlte nicht, beim Herbst jedoch wechselten sie das Genre und spielten den Jazz-Standard „Autumn Leaves“. Die Tageszeiten spielten natürlich auf der Wanderung auch eine Rolle, und so kam die „kleine Nachtmusik“ zu ihrem Recht – vor allem durch ihr Anfangsintervall, die Quart der Feuerwehr. Wolfgang Amadeus Mozarts Weihnachtslied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, das er in zwölf Variationen in dem Klavierwerk „Ah, vous dirai-je, Maman“ verarbeitet hat, tauchte in „What a wonderful world“ von Louis Armstrong wieder auf, das Reuter mit rauchiger Bluesstimme andeutete.

Er stellte immer wieder Bezüge zwischen klassisch und modern her und schenkte den Zuhörern viele Aha-Erlebnisse. Huber und Reuter demonstrierten das Echo am Berg oder ein Donnergrollen mit Bass- trillern am Flügel und anschließend – wie könnte es anders sein – erklang „Somewhere over the Rainbow“. Der Mond tauchte in „Clair de Lune“ von Claude Debussy auf, aber auch in „Fly me to the moon“, ebenso wie im ersten Satz der Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven mit Reuters Körperhaltung, die Bände sprach. Die „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg war die zeitlich logische Folge, und auch die Anfangsmelodie in „Für Elise“ interpretierte Reuter amüsant als Ja oder Nein bei der Frage „Liebt sie mich, oder nicht?“.

„Dirndl-Bolero“ der Sennerin Der „Liebestraum“ von Franz Liszt mit „My Way“ von Frank Sinatra als dessen „moderne Version“ endete schließlich im Big Band Sound. Das „Dirndl-Bolero“ der Sennerin Andrea animierte nach „Pour ma chérie Andrea“, einer Eigenkomposition von Hermann Huber, zum „Boléro“ von Maurice Ravel, dessen Melodie Reuter in „Memories“ aus dem Musical „Cats“ von Andrew Lloyd Webber wiederentdeckte.
 Bei den Zugaben wartete nach dem Blues in B von Heinz Both noch ein weiterer Höhepunkt auf die Zuhörer – Hermann Huber als bayerischer Joe Cocker sang zum Gaudium des Publikums „Lass dein Huat auf“. Ein Abend voll köstlicher Unterhaltung mit Niveau. (Text: Brigitte Janoschka )

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